14. Juni 2018 - Berlin - 09:00 bis 17:00 Uhr
Umfang und Art der Wohnungsnotfälle in Deutschland befinden sich seit einiger Zeit im Wandel. Im Jahr 2016 betrug die Zahl der Menschen ohne Wohnung laut Schätzung der BAG W 860.000. Davon leben ca. 52.000 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße. Vor allem in Bezug auf diese Gruppe ist eine Änderung des Betroff enenklientels deutlich spürbar. Das stellt insbesondere die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an der Basis vor zunehmende Herausforderungen. Der hohe Anteil an MigrantInnen, die Hilfeeinrichtungen aufsuchen, verlangt kulturelle Off enheit, vielfältige Sprachkompetenzen und rassismuskritische Interventionskenntnisse gleichermaßen. Zudem bedarf es besonderer Angebote, um den Bedürfnissen von weiblichen und jugendlichen Betroffenen sowie den Anliegen und Problemen wohnungsloser Familien gerecht zu werden.
Die Zunahme der Betroffenen sorgt für mehr Konkurrenz um die knappen Ressourcen. Enge, Missverständnisse und zwischenmenschliche Konflikte sind die Folgen. Nicht selten fühlen sich SozialarbeiterInnen zudem im sinnbildlichen Kampf gegen die systemischen Windmühlen an ihre persönlichen Grenzen gebracht und von Misserfolgen desillusioniert.
Wir wollen mit dieser Fachtagung angesichts der vielfältigen Herausforderungen über den eigenen beruflichen Tellerrand gucken, einander motivieren und gemeinsam neue Wege erfolgreicher Sozialarbeit finden. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen rund um die Themen Exklusion und Vorurteile, Tagesstrukturierung, Wohnraumakquise sowie Möglichkeiten der Rechtsdurchsetzung. Außerdem wollen wir Einblicke in die Formen der professionellen Selbstsorge geben und alternative Formen sozialpolitischer Intervention besprechen.
Diese Tagung ist konzipiert für PraktikerInnen: Inhalte werden praxisnah aufbereitet und Problemlösungen gemeinschaftlich angegangen. Wesentlich hierfür ist ein offener und fruchtbarer Austausch unter den Teilnehmenden. Aus diesem Grund werden vor allem diskursorientierte Formate (Arbeitsgruppen, Fishbowls, Workshops etc.) diese Veranstaltung prägen. Jede und jeder soll individuelle Erfahrungen, Ideen und Erwartungen einbringen können, um so – getreu dem Motto und Ziel der Tagung – gemeinsam neue Wege (zu) finden.
Die Tagung findet eintägig, am Vortag der FEANTSA-Konferenz statt, um Ihnen die Teilnahme an der internationalen Fachtagung zu erleichtern. Sie richtet sich an MitarbeiterInnen der Hilfen in Wohnungsnotfällen, insbesondere aus den Bereichen Fachberatungsstellen, Begleitetes Wohnen, Notversorgung, Tagesaufenthalte und Straßensozialarbeit, ferner auch an MitarbeiterInnen von Jobcentern, Arbeitsagenturen, Sozialämtern, Ordnungsämtern und Wohnungsämtern.
Paul Neupert, Fach- und Organisationsreferent der BAGW, Tagungsleitung