In Zeiten neuer Wohnungsnot und übermäßig steigender Mieten entstehen auch zunehmend soziale Initiativen, Bündnisse und Proteste, die sich für mehr bezahlbaren Wohnraum und gegen Verdrängung aus Wohnungen und Stadtteilen engagieren. Diese Proteste sind häufig auf den lokalen Raum bezogen, überregionale und bundesweite Vernetzung findet aber ebenfalls statt.
Auch die Wohnungslosenhilfe engagiert sich mancherorts in Bündnissen gegen Wohnungsnot, um die Interessen der besonders stark und existenziell von der Wohnungsmarktkrise Betroffenen, eben der wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen, lautstark und nachhaltig in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik zu vertreten.
Dr. Andrej Holm, politisch engagierter Stadtforscher an der Humboldt-Universität Berlin, beleuchtet in seinem Beitrag die wohnungspolitischen Probleme und Herausforderungen sowie die Möglichkeiten und Grenzen von Bündnissen gegen Wohnungsnot am Beispiel Berlins.
In Stuttgart gibt es bereits seit vielen Jahren eine Arbeitsgemeinschaft Freier Träger der Wohnungsnotfallhilfe, die seit knapp zwei Jahren verstärkt als ein Bündnis gegen Wohnungsnot im lokalpolitischen Raum agiert. Alexander Englmann, Geschäftsführer der Ambulanten Hilfe e.V. Stuttgart, berichtet dazu in seinem Beitrag.
Das „Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot“ wurde 2010 im Zuge der BAG W- Kampagne „Der Sozialstaat gehört allen!“ von Trägern und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe gegründet. Das Aktionsbündnis setzt sich seitdem öffentlichkeitswirksam für die wohnungspolitischen Belange wohnungs- und obdachloser Menschen in Hamburg ein. Dazu ein Beitrag von Katharina Brüchmann und Burkhard Mielke, SozialarbeiterInnen und von Beginn an im Bündnis aktiv.
Auch in Bremen ist preiswerter Wohnraum zunehmend knapp, weswegen sich dort das Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ im Frühjahr 2012 gegründet hat. In dem Bündnis sind neben der Wohnungslosenhilfe und wohnungslosen Betroffenen auch Kirchengemeinden, Mietervereine, Studierende und weitere engagierte BremerInnen aktiv. Lesen Sie dazu den Beitrag von Bertold Reetz, Bereichsleiter Wohnungslosenhilfe der Diakonie in Bremen, Sozialpädagogin Lydia Waldmann und Joachim Barloschky, ehem. Quartiersmanager im Bremer Stadtteil Osterholz-Tenever.
Wir hoffen, Ihnen mit diesem Schwerpunkt einen interessanten Einblick in die Arbeit von Bündnissen gegen Wohnungsnot zu geben. Und vielleicht motiviert es Sie auch, so hoffen wir, bei Ihnen vor Ort ähnliche Formen der öffentlichen und politischen Einmischung aufzubauen oder weiterzuführen, trotz aller Schwierigkeiten und Widerstände.
Benjamin Giffhorn,
Fachreferatsassistent, BAG Wohnungslosenhilfe