Prävention in Zeiten der Wohnungsnot

Unter diesem Titel fand am 3. Februar 2017 die nunmehr zehnte Präventionstagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) statt; in diesem Jahr in Kooperation mit der Stadt Cottbus. Menschen geraten zunehmend in die Gefahr, ihre Wohnungen zu verlieren; die Zahl der wohnungslosen Menschen steigt, deshalb sind Präventionsanstrengungen unverzichtbar.

Wir haben uns entschieden, in dieser Ausgabe der wohnungslos Vorträge der Cottbuser Präventionstagung zu dokumentieren, um die wichtigen fachlichen Anregungen und Praxisbeispiele einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. (Weitere Präsentationen der Tagung finden Sie hier). Die zentrale Fachstelle zur Vermeidung und Behebung von Wohnungslosigkeit sollte die zentrale Handlungseinheit bei der Prävention darstellen, da dann idealerweise die Kompetenzen für die wirtschaftlichen Wohnhilfen, die ordnungsrechtliche Unterbringung sowie für die persönlichen Hilfen zur Erhaltung von Wohnraum bzw. zur Reintegration in Wohnraum gebündelt sind. Maren Dieckmann erläutert in ihrem Beitrag ausführlich die Strategie der Wohnungslosenhilfe in der Stadt Cottbus sowie die Ziele, Arbeitsweise und die Vernetzung der Cottbusser Fachstelle mit den anderen relevanten Akteuren. Freie Träger der Hilfen im Wohnungsnotfall haben ebenfalls wichtige Funktionen bei der Prävention von Wohnungsverlusten. Sie besitzen viele Kompetenzen in der Beratung, Begleitung, Unterstützung und in der aufsuchenden Kontaktaufnahme von Menschen in schwierigen sozialen Lebenslagen. Sie verfügen zudem über die Kompetenzen und Instrumentarien, Gründe und Auslöser von Wohnungsverlusten wahrzunehmen, die nicht auf Mietschulden zurückzuführen sind. Hier setzt BerMico an, ein Präventionsprojekt zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit des SKM Köln (Sozialdienst Katholischer Männer e. V.) in Kooperation mit der Fachstelle Wohnen der Stadt Köln und der GAG Immobilien AG. Werner Just stellt das Modellprojekt „Beratung und Mietcoaching bei drohendem Wohnungsverlust (BerMico)“ vor.

Um alle Bürgerinnen und Bürger mit Wohnraum zu versorgen, ist es notwendig, neben den kommunalen Wohnungsunternehmen auch mit der privaten Wohnungswirtschaft und den privaten Vermietern, direkt oder über ihre Verbände, zu kooperieren. Reiner Braungard, Projektmanager der Wohn. Kontakt.Stelle in Kiel, beschreibt die Arbeit der Wohn.Kontakt. Stelle und den Kooperationsvertrag zwischen freien Trägern der Hilfen im Wohnungsnotfall und den privaten Vertmietern, u.a. vertreten durch den Eigentümerverband Haus & Grund Kiel und die Interessensgemeinschaft WohnWert.
Neben diesen Konzepten der Prävention von Wohnungsverlusten und der Erschließung von Wohnraum für Wohnungslose plädiert Michael Braun in seinem Beitrag in der Rubrik „Praxis“ dafür, „dass sich auch die Wohnungsnotfallhilfe konzeptionell auf die Bedürfnisse von Wohnungslosigkeit bedrohter bzw. bereits wohnungsloser Familien ausrichtet“.

In seinem Artikel „Housing First – innovativer Ansatz, gängige Praxis oder schöne Illusion“ diskutiert Volker Busch-Geertsema die Potenziale des „Housing-First-Ansatzes“. In dieser Ausgabe der wohnungslos veröffentlichen wir den ersten Teil seiner Ausarbeitung; die Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe.
Manfred Hammel greift in der Rubrik „Rechtsprechung“ ein Urteil zur Gewährung von Leistungen nach den §§ 67 ff. SGB XII für einen stationären Aufenthalt anstelle der Aufnahme in einem Frauenhaus auf.

Werena Rosenke
Schriftleitung wohnungslos