Obwohl in den letzten (wenigen) Jahren zuweilen gestellt, z.B. im Forschungsverbund „Wohnungslosigkeit und Hilfen in Wohnungsnotfällen“, ist diese Frage unseres Themenschwerpunktes eine neue, kaum diskutierte und letztlich nicht beantwortete. Seit Anfang der 80er Jahre gibt es auch in der Wohnungslosenhilfe eine Debatte um frauenspezifische Hilfeangebote, die den Gründen und der Erscheinungsweise der Wohnungslosigkeit von Frauen gerecht werden. Inzwischen sind bundesweit zahlreiche Angebote für wohnungslose Frauen etabliert.
Der Mainstream der Wohnungslosenhilfe war – wie auch Jörg Fichtner es für die Wohnungslosenforschung beschreibt – „implizit auf die Situation von Männern fokussiert, ohne Geschlecht zum Thema zu machen“. In den nun vorliegenden Beiträgen wird Geschlecht explizit thematisiert. Jörg Fichtner analysiert die Daten- und Forschungslage zur männlichen Wohnungslosigkeit und die „marginalisierte Form der Männlichkeit“, in der wohnungslose Männer leben, die sich aber zugleich auf „hegemoniale Männlichkeitsmuster“ beziehen. Eine männerspezifischere Hilfe hätte demnach diese existierenden Männerbilder stärker zu reflektieren und vielleicht „passendere“ Angebote für ihre männliche Klientel zu entwickeln.
Gert Jürgensonn greift das Thema „Gewalt in Einrichtungen für wohnungslose Männer“ auf und beschreibt ein speziell für die wohnungslosen Männer entwickeltes Antigewalt-Training, das nicht nur den Aggressionspegel in der Einrichtung senken, sondern den Männern mehr Selbstsicherheit, ein besseres Selbstwertgefühl und nicht zuletzt alternative Handlungsmöglichkeiten und -strategien vermitteln soll. Markus Klein von SUB/WAY Berlin e.V., dem „Projekt in Berlin für Jungs die unterwegs sind und anschaffen“ befasst sich detailliert mit den „Determinanten für mannmännliche Prostitution“ und vor allem mit den Zielen und Ansätzen in der Stricherarbeit. Auch in dieser Arbeit geht es um Hilfeangebote für die Jungen und jungen Männer, die aufgrund herrschender Männlichkeitsbilder und Ehrenkodices Schwierigkeiten haben, fremde Hilfen anzunehmen.
Werena Rosenke, Schriftleitung wohnungslos