Beschäftigungskonzepte zwischen Tagesstrukturierung und Arbeitsförderung

Fachtagung für ArbeitsanleiterInnen, GruppenleiterInnen, HauswirtschaftsleiterInnen, 15. bis 17. Oktober 2014 in Berlin

Es hat aufgrund von Kürzungen im Bundeshaushalt und im Haushalt der Bundesagentur für Arbeit einen bundesweiten massiven Abbau von öffentlich geförderter Beschäftigung gegeben, der die Möglichkeiten für Beschäftigungsprogramme stark eingeschränkt hat. Betroffen sind mancherorts besonders solche Angebote, die sich an arbeitsmarktferne Menschen richten. Diese benötigen als Brücke ins Arbeitsleben zunächst oft ein Angebot zur Tagesstruktur mit aktivierenden Elementen.

Beschäftigungsförderung für arbeitsmarktferne Menschen – und solche finden sich bevorzugt in den Projekten der Wohnungslosenhilfe – ist also konzeptionell gemischt, sozusagen ein Zwitter: Elemente der Tagesstrukturierung („Freizeitpädagogik“) und Arbeitsförderung (Trainieren, Anlernen, Qualifizieren, Arbeiten) gehen Hand in Hand. Dies ist zugleich eine konzeptionelle und praktische Herausforderung: Wie viel Tagesstrukturierung, wie viel systematische Arbeitsförderung ist bedarfsgerecht? Auch bei den Jobcentern wächst – wenn auch langsam – die Einsicht, dass Langzeitarbeitslose, die oft fünf Jahre und länger nicht gearbeitet oder noch gar nicht gearbeitet haben, mit den klassischen Methoden der Arbeitsförderung nicht erreicht werden können. Wie aber umgehen mit dem Leitziel der Integration in den ersten Arbeitsmarkt?

Hinzu kommt, dass der Stellenwert von Arbeit und Freizeit sich bei der nachwachsenden Generation generell verschoben hat, u. a. in Richtung auf höhere Ansprüche an die Qualität von Freizeit. Die Förderprogramme der Bundesagentur legen neuerdings großen Wert auf Gesundheitsförderung. Wie lässt sich solch ein Aspekt integrieren?

In dieser schwierigen Gemengelage, in der ein „Weiter so“ schon aus Finanzierungsgründen unmöglich ist, ist ein „Weiter so“ aber auch konzeptionell nicht möglich. Es bedarf einer Vergewisserung der konzeptionellen Grundlagen, auf denen „Arbeitsanleitung und Aktivierung“ in der Wohnungslosenhilfe steht, und ggf. ihrer Neuausrichtung.

Die Tagung geht dem unter drei zentralen Fragestellungen nach:

  • Wie lassen sich die Zielgruppen der Aktvierung hinsichtlich ihrer Bedarfslagen beschreiben?
  • Was sind die zentralen Konzepte der Aktivierung und worauf orientieren sie?
  • Wie kann man Aktivierungsprogramme konzeptionell und organisatorisch so bedarfsgerecht gestalten, dass sie die Zielgruppen erreichen?

Die Wege zur Beantwortung dieser Fragen sollen gemeinsam mit den TeilnehmerInnen (ArbeitsanleiterInnen) in der Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Praxis schrittweise erfolgen: über Vorträge zur Konzeption von Tagesstruktur und Arbeitsförderung; über Arbeit in Kleingruppen nach den Vorträgen; durch den Besuch von Arbeitsprojekten vor Ort und deren Reflexion in Kleingruppen. Dieser Tagungsansatz soll mehr konzeptionelle Klarheit im Alltag und eine bessere Orientierung über den Weg zur Erhöhung der Qualität der Arbeitsanleitung bringen.

Am Abend des ersten Tages heißt es „Leinen los – die Tagung geht aufs Wasser!“. Eine dreistündige Schifffahrt über die schönen Gewässer Berlins dient der Einstimmung in die Tagung und dem Kennenlernen der TeilnehmerInnen.

Die Arbeitsgemeinschaft Stationäre Einrichtungen und Werkstätten (AG SEW) in der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) betrachtet es als ein besonderes Anliegen, für die Qualifizierung von Arbeitsanleiterinnen und -anleitern sowie hauswirtschaftlichen Kräften zu sorgen und damit diesen Kreis der Mitarbeiterschaft der Wohnungslosenhilfe fachlich zu stärken. Die AG SEW knüpft damit an die Arbeit des früheren Zentralverbands Sozialer Heim- und Werkstätten (zhw) an und führt sie unter dem Dach der BAG W fort.