Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII für Familien in Wohnungsnotfällen

Im November 2020 verabschiedete der Vorstand der BAG Wohnungslosenhilfe die Empfehlung „Familienunterstützende Hilfe zur Überwindung sozialer Schwierigkeiten nach §§ 67 ff. SGB XII in Wohnungsnotfällen“. Sie finden sie im Abschnitt Dokumentation dieser Ausgabe. Der für die Erstellung verantwortliche Fachausschuss Sozialrechtreagierte damit auf eine seit längerem zu beobachtende Entwicklung: Die Zunahme von Familien in der Wohnungsnotfallhilfe. Die Empfehlung zeigt rechtssichere Wege zur Unterstützung auf undweist auf die Notwendigkeit hin, familiengerechte Lösungen zu entwickeln. Der aktuelle Schwerpunkt der Zeitschrift wohnungslos greift das Thema auf und unterstreicht den Handlungsbedarf. In fünf Beiträgen behandeln die Autorinnen verschiedene Aspekte der Arbeit mit Familien in der Wohnungsnotfallhilfe und deren Lebenssituation. Die Autorinnen sind jeweils im Rahmen ihrer unterschiedlichen Aufgabenstellungen mit dem Thema eng betraut. Ina Zimmermann gibt einen Überblick zu Fragen der Gewährung von Leistungen nach § 67 SGB XII für Familien. Ihrem Beitrag schließt sich Veronika Haslinger an, die als Gruppenleitung für Soziales in einem Berliner Bezirksamt, aufzeigt, vor welche Herausforderungen Familien im Wohnungsnotfall Behörden stellen und wie diese damit umgehen. Einen Einblick in die Berliner Praxis aus Trägersicht und die Lebenssituation betroffener Familien geben Yasmina Belkahla und Christine Foof. Eine weitere Perspektive eröffnet Daniela Keeß in ihrem Beitrag, der Schnittstellen zum SGB VIII behandelt und Handlungsmöglichkeiten der Wohnungslosenhilfeaufzeigt. Den Schwerpunkt beschließt Martina Hoppen-Rascher, die gleichfalls die Vernetzung zur Kinder- und Jugendhilfe anhand ihrer Arbeit in Köln aufzeigt, wo sie als Leiterin eines Wohnheims für wohnungslose Frauen mit und ohne Kinder tätig ist.

Aus gegebenem Anlass hat die BAG Wohnungslosenhilfe im März unter dem Titel „COVID-19-Impfschutz in der Wohnungsnotfallhilfe sicherstellen“ eine Empfehlungen zur Impfstrategie für wohnungslose Menschen und Mitarbeitende in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe herausgegeben, die wir ebenfalls in dieser Ausgabe dokumentieren.

Werena Rosenke und Sarah Lotties präsentieren in ihrem Beitrag Ergebnisse einer Online-Erhebung, die die BAG W kurz vor Verhängung des zweiten Lockdowns und zu Beginn des Winters durchgeführt hat. Anknüpfend an die im April 2020 veröffentlichte Forderung nach einem 10-Punkte-Sofortprogramm diente die Erhebung dazu, den aktuellen Stand der Umsetzung dieser Forderungen abzufragen und diese Forderungen vor dem Hintergrund der gewonnen Erkenntnisse zu bekräftigen und wo notwendig zu schärfen.

Sabine Bösing und Sarah Lotties fassen in ihrem Beitrag die Ergebnisse einer Befragung unter Mitarbeitenden aus frauenspezifischen und gemischtgeschlechtlichen Einrichtungen und Diensten der Wohnungsnotfallhilfe zusammen, die die BAG W im August 2020 zur Umsetzung der Istanbul-Konvention und ihre Auswirkungen auf den Gewaltschutz für Frauen in den Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe durchgeführt hat.

Unter dem Titel „Sozial ausgegrenzt – digital abgehängt“ diskutieren Susanne Hahmann und Ekke-Ulf Ruhstrat Möglichkeiten zur Schaffung von Teilhabemöglichkeiten an modernen Medien für Menschen in Wohnungsnotlagen.

In seinem Debattenbeitrag „Housing First und die Programmtreue“ greift Volker Busch-Geertsema die von Nikolaus Meyer verfasste Beurteilung der in Deutschland zum Jahresbeginn existierenden Housing-First-Projekte (wohnungslos, Heft 4, 2020).

Laura Nübold und Tim Sonnenberg stellen in ihrem Beitrag “Exklusion innerhalb der Wohnungslosenhilfe” Auszüge aus einer Studie zur Lebenswelt wohnungsloser Menschen, im Kontext von Exklusion und Partizipation vor, bei der sowohl Personen, die im Hilfesystem angebunden sind, als auch Personen außerhalb des Hilfesystems befragt wurden.

Mit einem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs zur Anerkennung eines sanitären Sonderbedarfs in Bezug auf die Ausstattung der Obdachlosenunterkunft und einem weiteren Urteil des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen zur Rechtswidrigkeit
der Zuweisung eines Raums in den Kellerräumen der städtischen Obdachlosenunterkunft stellt Manfred Hammel in seinem Beitrag zwei Entscheidungen zum Obdachlosenrecht vor.

Hinzuweisen ist des Weiteren auf die im Magazin dokumentierten Pressmitteilungen der BAG Wohnungslosenhilfe und weiterer Informationen sowie die dieser Ausgabe beigelegten Faltblätter zu Publikationen, Angeboten und Tagungen der BAG W.

Rolf Jordan und Joachim Krauß, Fachreferenten der BAG W