Wohnungsverlust abwenden, wo immer es geht
+++11.9. Tag der Wohnungslosen deutschlandweit und #Mietendemo21 in Berlin +++
BAG W veranstaltet am 10.9. Online-Konferenz „Wohnungsnotfallprävention in Zeiten der Pandemie“ und macht erneut auf die Situation Wohnungsloser aufmerksam - Gerade in Pandemie-Zeiten ist der eigene Wohnraum unverzichtbar
„Wohnungsnotfallprävention in Zeiten der Pandemie - bewährte Konzepte - innovative Ideen - aktuelle Forderungen“ ist der Titel der 13. bundesweiten Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) zur Prävention von Wohnungsverlusten. Die diesjährige Konferenz findet in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales Berlin als Online-Veranstaltung statt. Zu Gast sind 130 Teilnehmende und Mitwirkende aus dem ganzen Bundesgebiet.
Die Corona-Krise hat deutlich gemacht: Gerade in Pandemie-Zeiten ist der eigene Wohnraum unverzichtbar. Er bietet einen höheren Infektionsschutz für jede:n Einzelne:n in der Gemeinschaft. „Stay at home!“ - das geht nur, wenn man ein Zuhause hat. Doch auch während der Pandemie fanden Zwangsräumungen statt. Zugleich musste die Arbeit vieler Fachstellen zur Verhinderung von Wohnungsverlusten stark eingeschränkt werden. Klar ist: Wer in dieser Situation seine Wohnung verliert, hat kaum eine Chance, eine neue Wohnung zu finden. Ihm/ihr droht, für längere Zeit wohnungslos zu bleiben.
Werena Rosenke, Geschäftsführerin der BAG W: „Präventionsarbeit ist unverzichtbar und bekommt einen immer höheren Stellenwert im Bereich der Hilfen. Denn die Zahl der Menschen, die erstmalig wohnungslos sind, nimmt deutschlandweit zu. Die Wohnraumversorgungsanstrengungen müssen weiter intensiviert und an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden. Wir nutzen die Tagung, um die in der Pandemie entstandenen Herausforderungen in der Präventionsarbeit klar zu benennen. Wir reflektieren innovative Erkenntnisse aus der Praxis und arbeiten daran, die Kooperation zwischen den Akteuren Kommune, Wohnungswirtschaft und freie Träger der Hilfen in Wohnungsnotfällen zu verbessern.“
Die Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales in Berlin Elke Breitenbach begleitet die Konferenz als Kooperationspartnerin und Rednerin. Sie skizziert, wie kommunale Präventionsarbeit aussehen kann.
Elke Breitenbach: „Die jährliche Präventionstagung der BAG W ist ein wichtiger und produktiver Bestandteil des regelmäßigen Austauschs. Wir brauchen diese bundesweite Vernetzung und diese Gespräche über aktuelle Entwicklungen und neue Modelle, wie sich Wohnungslosigkeit verhindern lässt. Mit unserem kürzlich vorgestellten Masterplan zur Überwindung der Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis zum Jahr 2030 haben wir in Berlin wichtige Grundlagen und eine Strategie für die nächste Legislaturperiode festgelegt.“
Unterstützung der #Mietendemo21
Da es in Deutschland bisher keine bundesweit einheitliche Erhebung der Wohnungslosenzahlen gibt, nimmt die BAG W regelmäßig Schätzungen vor, zuletzt für das Jahr 2018. Demnach waren im Laufe des Jahres 2018 ca. 678 000 Menschen (Jahresgesamtzahl) in Deutschland ohne Wohnung. Die Jahresgesamtzahl der wohnungslosen Menschen ohne Einbezug wohnungsloser anerkannter Geflüchteter lag bei gut 237 000. Die Zahl der wohnungslosen anerkannten Geflüchteten schätzt die BAG W auf ca. 441 000 Menschen. Seit dem Jahr 2016 schließt die BAG W in ihre Schätzung die Zahl der wohnungslosen anerkannten Geflüchteten ein.
Laut einer aktuellen Studie (der Hans-Böckler-Stiftung) muss fast die Hälfte der Haushalte in deutschen Großstädten mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Warmmiete und Nebenkosten zu bezahlen. Gut ein Viertel zahlt mindestens 40 Prozent, knapp zwölf Prozent oder fast eine Million Haushalte sogar mehr als die Hälfte.
Der von der BAG W kürzlich veröffentlichte Statistikbericht zur Lebenslage wohnungsloser und von Wohnungslosigkeit bedrohter Menschen in Deutschland unterstreicht, wie schwer es Menschen fällt, überhaupt noch bezahlbaren Wohnraum zu finden - trotz einer Erwerbstätigkeit im ersten Arbeitsmarkt. Dies gilt für Menschen über alle soziodemografischen Merkmale hinweg. Der Druck am Wohnungsmarkt und das damit verbundene Risiko, die Wohnung zu verlieren, steigen rapide.
Um auf diese bedrohliche Lage aufmerksam zu machen, beteiligt sich die BAG W an der „Kampagne für einen bundesweiten Mietenstopp“, die Mitinitiatorin der am 11.9.2021 stattfindenden Demo unter dem Motto „WOHNEN FÜR ALLE! GEMEINSAM GEGEN HOHE MIETEN UND VERDRÄNGUNG!“ in Berlin ist. Die Demonstration findet an einem denkwürdigen Tag statt: Der 11. September ist auch Tag der Wohnungslosen.
Werena Rosenke: „Jeder Mensch braucht eine Wohnung und hat ein Recht darauf. Die Gefahr, wohnungslos zu werden, ist eine sehr reale - zunehmend auch für erwerbstätige Menschen. Es muss frühzeitig gehandelt und alles daran gesetzt werden, die Wohnung möglichst erst gar nicht zu verlieren. Wir fordern von der kommenden Bundesregierung Unterstützung für den flächendeckenden Ausbau eines präventiven Systems zur Verhinderung von Wohnungsverlusten. Dazu zählt die Etablierung zentraler Fachstellen im gesamten Bundesgebiet. Denn die Verhinderung des Wohnungsverlustes ist die beste Hilfe.“