Migration als Herausforderung für die medizinischen Projekte der Hilfen im Wohnungsnotfall
Tagung der AG Medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen in der BAG Wohnungslosenhilfe, 27. / 28. Oktober 2016 in Eisenach
Die zumeist niedrigschwelligen Projekte der medizinischen Versorgung von Menschen in Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit verzeichnen in den letzten Jahren eine Zunahme hilfesuchender Migrantinnen und Migranten. Dies stellt für die medizinischen Angebote eine sehr große Herausforderung dar. Viele der Kolleginnen und Kollegen in der Hilfe sind verunsichert, da sie oft die Hintergründe für das Verlassen oder die Flucht aus dem Herkunftsland nicht kennen, ihnen die fremden Kulturen nicht vertraut sind und sie sich bestimmte Verhaltensweisen nicht erklären können. Es bestehen oftmals Unsicherheiten in rechtlicher Hinsicht, in Bezug auf den oft ungeklärten Aufenthaltsstatus der PatientInnen oder den Umgang mit ausländischen Krankenversicherungen. Die Abrechnung der Kosten für medizinische Leistungen bei den deutschen Krankenversicherungen und den Sozialämtern ist mit hohem Aufwand verbunden. Die Sprachbarriere zwischen den PatientInnen und den ProjektmitarbeiterInnen erschwert die Behandlung.
Viele Angebote der medizinischen Versorgung von Menschen in Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit verfügen nur über limitierte finanzielle und personelle Ressourcen, so dass den neuen migrationsbedingten Herausforderungen eine besondere Bedeutung zukommt: Es mangelt an Ressourcen, zugleich steigen die Anforderungen.
Wie lässt sich in solchen Zeiten des Mangels eine qualitätsvolle und professionelle Arbeit aufrechterhalten? Wer sind die neuen PatientInnen? Wie begegnet man ihnen? Wie verändert sich die Arbeit in den medizinischen Projekten? – Dies sind nur einige der Fragen und Themen, die bei der diesjährigen Tagung der AG Medizinische Versorgung wohnungsloser Menschen in der BAG W aufgegriffen werden sollen.
Vorträge und Arbeitsgruppen zu nachfolgenden Themen sind in Vorbereitung:
- Ethik in Zeiten des Mangels
- Gesundheitssysteme in Osteuropa
- Zugang zum Gesundheitssystem für UnionsbürgerInnen
- Rassismuserfahrungen in den Hilfen im Wohnungsnotfall
- Interkulturelle Kompetenz in der niedrigschwelligen medizinischen Versorgung
- Lebenslage osteuropäischer MigrantInnen
- Männlichkeitsvorstellungen und Identität osteuropäischer Migranten
- Herausforderungen für die Pflege