Integration statt Ausgrenzung – Gerechtigkeit statt Almosen

Herausforderungen für eine bürger- und gemeindenahe Wohnungslosenhilfe

Bundestagung 2005 der BAG Wohnungslosenhilfe e.V., 21.–23. November 2005, Göttingen

Heute ist praktisch Jeder und Jede Teil der weltweiten Konkurrenzgesellschaft geworden. Nationalstaaten als abgeschottete Wohlfahrtsinseln sind nicht mehr denkbar. Strukturelle Massenarbeitslosigkeit, strukturelle Dequalifizierung, Zwangsmobilität sind aktuelle Erscheinungen und Folgen dieses neuen Globalisierungsschritts. Und natürlich gehören dazu auch die psychosozialen Folgen für all diejenigen, die diesem Wettlauf der Leistungsfähigkeit nicht gewachsen sind. Neben den Modernisierungsgewinnern wächst die Zahl derer, die sich in dieser Konkurrenz nicht behaupten können bzw. die Zahl derer, die einfach nicht gebraucht werden. Gefragt ist hier mehr denn je die Solidarität mit den Ausgegrenzten, jedoch sie wird ihnen gekündigt. Die Krise als konsequente Folge der Globalisierung wird zur „Krise des Sozialstaats“.
Jedem seine Chance, Leistungsgerechtigkeit durch Deregulierung, Wettbewerb und Eigenverantwortung - das scheint die neue Vorstellung von Gerechtigkeit zu sein. Gerecht ist es danach schon, wenn alle mitmachen können. Nur – dabei sein ist eben nicht alles! Wie bei jedem Wettlauf, gibt es auch bei diesem Verlierer, denen der Makel anhaftet, ihre Misere selbst verschuldet zu haben. Das ist die ideologische Begleitmusik für die schlichte Tatsache, dass der vertraute Sozialstaat auf ein weltmarktkompatibles Maß zurückgeschnitten wird. Hoch im Kurs stehen z. Zt. die Hoffnungen auf die Zivilgesellschaft, auf die Nachbarschaften, auf das ehrenamtliche bürgerschaftliche Engagement. Kann die Zivilgesellschaft die Gerechtigkeitslücke, die ein zurückgeschnittener Sozialstaat hinterlässt füllen? Wenn Gerechtigkeit mehr bleiben soll als die Chance am Wettbewerb teilzunehmen, muss der Maxime des Wettbewerbs und der Käuflichkeit eine Ethik der Solidarität entgegengesetzt werden.

Wo, wie und mit wem zusammen das geschehen kann, soll auf dieser Bundestagung erarbeitet werden.