Politik, Konzepte, Maßnahmen
herausgegeben von Werena Rosenke
Die vorliegende Veröffentlichung beruht auf Vorträgen der Bundestagung 2015 der BAG Wohnungslosenhilfe.
Unter dem Titel „Solidarität statt Konkurrenz – entschlossen handeln gegen Wohnungslosigkeit und Armut“ haben sich vom 09. bis 11. November 2015 mehr als 900 Mitwirkende und Teilnehmende zur Bundestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) in Berlin zusammengefunden. In diesem Buch dokumentieren wir zahlreiche Beiträge der Tagung.
Die Situation verschärft sich, die Zahl der wohnungslosen Menschen steigt und auch andere Formen der Armut des Wohnens spitzen sich zu: beispielsweise die Energiearmut sowie unzumutbare und bedrohte Wohnverhältnisse. Es fehlt in vielen Regionen nicht nur an bezahlbarem Wohnraum, sondern inzwischen ist selbst der ordnungsrechtliche Unterkunftssektor mehr als ausgelastet. Die Konkurrenz auf den Wohnungsmärkten ist offensichtlich. Nicht nur wohnungslose Menschen sind auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen, sondern auch andere Bevölkerungsgruppen wie Alleinerziehende, Studierende, einkommensarme Haushalte. Die Wohnungslosenhilfe ebenso wie andere Hilfesektoren suchen nach Wohnraum für ihre KlientInnen: die Gemeindepsychiatrie, die Suchtkranken- und Straffälligenhilfe, die Jugendhilfe – um nur einige zu nennen.
Eine zunehmende Zahl von Flüchtlingen und MigrantInnen sucht Schutz, Arbeit und Auskommen in Deutschland. Ein großer Teil dieser Menschen wird nur unzureichend in Sammelunterkünften versorgt oder lebt unter widrigsten Umständen in Armut und unzumutbaren Wohn- und Arbeitsverhältnissen. Auch diese Menschen sind auf den in vielen Regionen Deutschlands knappen bezahlbaren Wohnraum angewiesen. Viele von ihnen auch auf weitere soziale Dienste und Infrastrukturen, die sie in Ermangelung von Alternativen, beispielsweise bei der medizinischen Versorgung oder anderen existentiellen Hilfebedarfen, in der Wohnungslosenhilfe suchen. In den niedrigschwelligen Angeboten der Wohnungslosenhilfe steigt seit Jahren der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund. Rechtspopulistische Gruppierungen und Strömungen versuchen sich in dieser Gemengelage zu profilieren. Dem muss durch eine gezielte Zusammenarbeit von Wohnungslosenhilfe, den Flüchtlingshilfen und Organisationen der Migranten und Migrantinnen entgegengetreten werden.
In dieser Situation hat sich die Bundestagung 2015 ausführlich in zahlreiche Foren und Arbeitsgruppen mit den Themen Wohnungspolitik, Wohnraumbeschaffung und -sicherung, Prävention von Wohnungsverlusten, Wohn- und Unterbringungsstandards befasst und selbstverständlich intensiv mit dem Thema Wohnungsnot und Migration auseinandergesetzt: Welche Hilfeansätze für wohnungslose MigrantInnen existieren oder werden benötigt? Welche Konsequenzen hat dies für die Hilfen im Wohnungsnotfall? Welcher Formen der (neuen) Zusammenarbeit zwischen Wohnungslosenhilfe, MigrantInnenorganisationen, Flüchtlingshilfen bedarf es?
Neben diesen Leitthemen standen weitere für die Wohnungslosenhilfe ebenfalls wichtige Themen zur Diskussion: u.a. die Arbeitsförderung wohnungsloser Männer und Frauen, geschlechtergerechte Hilfen, Partizipation, nachhaltige medizinische Versorgung.
Die Bundestagung 2015 war aber nicht ausschließlich ein Forum der Fachdebatten. Die Themen und Forderungen der Tagung wurden auf die Straße getragen: Mit einer öffentlichen Aktion vor dem Brandenburger Tor un der Präsentation der „Berliner Erklärung gegen Wohungsnot fand die BAG W-Bundestagung 2015 ihren Abschluss.
mit Beiträgen von: Annette Antkowiak, Nikolas Borchert, Michael Frank, Romeo Franz, Susanne Gerull, Ekkehard Hayner, Reinhard Hofmann, Andrea Hniopek, Sigrid Krämer, Fabian Kraus, Karin Kühn, Ingrid Lehmann, Christian Lieberknecht, Martin Lenz, Barbara Mauter, Ines Moers, Bernhard Mülbrecht, Tim Obermeier, Werena Rosenke, Karl-Heinz Ruder, Steffen Schäfer, Gabriele Schmidt, Winfried Uhrig, Brigitte Unger und Carolin van der Leeden
Heft 65 – Reihe Materialien zur Wohnungslosenhilfe
Berlin, BAG W-Verlag, Verlag der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V., 2017
(vormals VSH Verlag Soziale Hilfe GmbH)
ISBN 978-3-922526-83-4, 260 Seiten, 10,- €