Allzuständig? Lückenbüßer? Scharnier?

Schnittstellen der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot und Armut zu angrenzenden Hilfesystemen

Bundestagung 2011 der BAG Wohnungslosenhilfe e.V., Leipzig, 09. bis 11. November 2011

Die Wohnungslosenhilfe war schon immer mit vielen sozialen Problemen gleichzeitig konfrontiert: Wohnungslosigkeit, drohende Wohnungslosigkeit, Sucht, Arbeitslosigkeit, Krankheit, wirtschaftliche Probleme, soziale Isolation und Diskriminierung - kurzum Armut und soziale Ausgrenzung. Neue Erscheinungsformen von Armut und sozialer Ausgrenzung und neue Aufgaben wie die Verhinderung von Wohnungsverlusten, die Sicherung von Wohnraum und die soziale Integration im Wohnquartier stellen erneut die Frage nach den Schnittstellen zu anderen Arbeitsgebieten. In ihrer langen Geschichte konnte Wohnungslosenhilfe die Vielfalt der sozialen Integrationsaufgaben noch nie auf sich allein gestellt lösen, obschon sie nicht selten allein blieb. Sie war und ist auf starke Partner angewiesen: auf Kommunalverwaltungen, Arbeitsagenturen und andere Sozialleistungsträger, auf Suchtkrankenhilfe, Migrationsdienste, Psychiatrie, Krankenhäuser, Jugendhilfe und Straffälligenhilfe, auf Wohnungswirtschaft und Arbeitgeber – um nur die Wichtigsten zu nennen. Im Rahmen der Arbeitsteilung wird das Feld sozialer Ausgrenzung, Armut und Wohnungsnot in Teilfelder zerlegt. So entstehen so genannte Schnittstellen. Die zahlreichen Schnittstellen in diesem Feld sind besonders für die Wohnungslosenhilfe kritische Punkte im Hilfeprozess. An ihnen muss bestimmt werden, wie Kooperation und Vernetzung geregelt werden soll. Die Hilfen für Menschen in Wohnungsnot und Armut müssen deshalb ihren Standort zwischen den Extremen von „Lückenbüßerfunktion“ und „Allzuständigkeit“ immer wieder neu bestimmen:

  • Wie weit reicht die Verantwortung und Zuständigkeit der Wohnungslosenhilfe in ihren Arbeitsfeldern?
  • Welche Verantwortung und Zuständigkeit haben angrenzende Hilfesysteme und Institutionen im Bereich sozialer Ausgrenzung?
  • Wie werden verbindliche und tragfähige Kooperationen entwickelt und durchgehalten?

Das sind die Leitfragen der Bundestagung 2011, die für die Wohnungslosenhilfe als Gesamthilfesystem, aber auch für die Felder Arbeiten, Wohnen, Gesundheit usw. gestellt werden sollen. Wir laden Sie herzlich ein, sich am Austausch und der Fachdebatte zu beteiligen.